Die Geliebte
Meine Geliebte,
Meine herrliche, große Geliebte…
Sie starb dort unten am Bach,
Unter den dunklen Tannen,
Wo kein Sonnenstrahl
Die feuchte Erde wärmte.
Sie starb dort unten am Fluss
In der grauen Abenddämmerung
Des Winters.
Ihr blondes Haar
Umspielte ihr bleiches Gesicht,
Bewegt vom Wasser.
Doch ihre Lippen,
Leicht geöffnet, blieben starr.
In diesem Leben
Werden sie nicht mehr küssen,
Nicht mehr sprechen,
Nicht mehr fühlen,
Dass ich rannte und rannte
Durch die unermesslichen Berge,
Auf der Suche nach Leben
Und doch nur diese Lippen suchte,
Diesen Körper, der nun
Im Wasser ruht
In der Kälte des Winters.
Umspielt von Wellen
Und Licht,
Das durch die Wolken bricht,
Dass funkelt
Ohne Wärme.
Heiße tränen
Rinnen über mein Gesicht.
Du Geliebte
Warst alles, was ich suchte
In den unermesslichen Bergen,
Im Fels, im Gras, in den Tann,
In der Weite des grauen Himmels,
Im Wind, im Schnee,
In der Bewegung selbst.
Ich rannte nach dem Leben,
Suchend,
aus den Augenwinkeln schauend,
Die Essenz erahnend,
Die sich verbarg
Sobald ich hielt
Mein Blick,
In Gedanken fixiert,
Ward blind.
Und doch ahnte ich.
Ich ahnte,
Dass es Leben gibt
Und Sinn.
Ich rannte
Sinnsuchend
Zwischen gewaltigen Bergen,
Ich spürte ihre Macht
Und das Geheimnis
Der Grashalme,
Die tanzen und
Der stillen Erde,
Die sie nährt.
Doch ich hielt nicht an,
Ich rannte und rannte
Nach dem Sinn
Und sang ein Lied,
Ich schuf Musik
Mein Haar wehte im Wind,
Und entlockte den Saiten
Des Instruments,
Einen Wald von Wasserfällen
Aus Klang.
Ich lief und lief,
Ich lies den Klang spielen
Und erkannte
Aus den Augenwinkeln
Das Geheimnis des Lebens.
Ich lief und lief,
Denn die Zeit ist begrenzt
Und die Berge so groß
Und so weit
Und der Fels so grau und so hart
Und geheimnisvoll.
Ich fühlte den Wind
Kalt auf der Haut.
Mein Herz jauchzte:
Ich lebe.
Und aus den Haaren
Floss ein Klang,
Ein Bild,
Ein Wald,
Ein Labyrinth.
Doch dann, Geliebte,
Sah ich den Bach
Und verlangsamte
Meinen Schritt.
Ängstlich ahnend
Stieg ich hinab
Zu den dunklen Tann.
Die Zeit
Stand still
Im Tod.
Ich
Stand still
Vor dem Tod.
Ich weinte.
Ich weinte,
Weil wir nicht
Zueinander gefunden hatten.
Meine alte Seele sank
in die Tiefe ihrer selbst
und wusste,
Letztlich ist all dies
nur eine von unzähligen Seiten
im Buch meines Lebens
Und doch -
Unsere unwiederbringlichen Körper,
Bleiben untröstlich
In der kalten Luft
Des Winters.